"Die Klage über unbesetzte Lehrstellen können wir nicht nachvollziehen - vielmehr fehlt es an geeigneten Ausbildungsplätzen für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf", so Walter Würfel, Sprecher des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit, zum Start des Ausbildungsjahres 2010. "Nach wie vor sind viele junge Menschen erfolglos auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Trotz rückläufiger Zahlen wechselt mehr als ein Drittel aller Jugendlichen immer noch nach der Schule in Maßnahmen des Übergangssystems statt in Ausbildung - hier besteht konkreter Handlungsbedarf."
Die Wirtschaft klagt in der letzten Zeit verstärkt über offene Lehrstellen und ausbildungsunreife Jugendliche. "Wir haben den Eindruck, dass es teilweise übertriebene Erwartungen und Anforderungen an die jungen Menschen gibt und aus Angst vor möglichen Problemen mit Auszubildenden diese Stellen lieber nicht besetzt werden", so Würfel weiter. Andere Unternehmen erkennen die Zeichen der Zeit und beugen dem absehbaren Fachkräftemangel vor, indem sie spezielle Ausbildungen für benachteiligte Jugendliche erproben und anbieten.
Bei der Ausbildungsförderung für Schwächere haben sich neue Modelle wie die triale Ausbildung bewährt, in denen die Betriebe und die Jugendlichen gezielt in der Ausbildung unterstützt werden, etwa mit einer sozialpädagogischen Begleitung oder durch eine passgenaue Ausbildungsvorbereitung. In diesem Sinne fordern die Partner im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit die Betriebe zum Engagement für schwächere Jugendliche und die Bundesagentur für Arbeit zu einer verlässlichen Förderung auf. Zurzeit bleiben zu viele leistungsschwächere junge Menschen ohne Hilfe und nachhaltige Förderung. "Die Diskussion über den zukünftigen Fachkräftemangel zeigt deutlich, dass wir die Potenziale aller jungen Menschen nutzen müssen", betont Würfel. Auch Jugendliche mit Unterstützungsbedarf brauchen ihre Chance.
Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit hat sich im Juni ausführlich im Positionspapier "Ausbildung für alle jungen Menschen - Konsequenzen für Berufsbildung und Förderung" zum Berufsbildungsbericht 2010 geäußert und notwendige Veränderungen bei der Förderung benachteiligter Jugendlicher gefordert.
Das Positionspapier steht unter auf der Webseite des Kooperationsverbunds als Download zur Verfügung.
Im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit haben sich die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS), die Bundesarbeitsgemeinschaft örtlich regionaler Träger der Jugendsozialarbeit (BAG ÖRT), DER PARITÄTISCHE Gesamtverband (DER PARITÄTISCHE), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Internationale Bund (IB) zusammengeschlossen. Sein Ziel ist es, die gesellschaftliche und politische Teilhabe von benachteiligten Jugendlichen zu verbessern.