Das Flüchtlingsdrama am vergangenen Wochenende vor Lampedusa hat es wieder einmal gezeigt: Menschen scheuen selbst vor größten Gefahren nicht zurück, wenn die Lebensumstände in ihren Herkunftsländern unerträglich sind.
Flüchtlinge, die bereits in Deutschland sind, haben den gefährlichsten Teil ihrer Reise zwar hinter sich, eine sichere Zukunft haben sie damit aber noch keineswegs. Denn in Deutschland sind die Hürden für einen Neustart hoch. Der Internationale Bund bietet seit seiner Gründung im Jahr 1949 seine Hilfe auch Menschen an, die aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verlassen haben. „Für uns ist es ein Gradmesser für die Humanität einer Gesellschaft, wie sie mit Flüchtlingen umgeht, die Hilfe brauchen. Arbeit und Bildung sind Menschenrechte“, so die IB-Präsidentin Petra Merkel.
Heime des IB unter anderem in Köln, Frankfurt und das IB-Übergangswohnheim in Berlin-Marienfelde legen nahe, dass Deutschland seinen Verpflichtungen in diesem Bereich nachkommt. In dem traditionsreichen Haus in Berlin betreut der IB aktuell rund 600 Flüchtlinge und Asylsuchende. Die Einrichtung war bereits in den 50er Jahren Anlaufstelle für Flüchtlinge, damals hauptsächlich für solche aus dem Osten Deutschlands und Europas.
„Es kann aber nicht nur darum gehen, Flüchtlingen in Deutschland lediglich ein Dach über dem Kopf zu geben und dafür zu sorgen, dass sie genug zu essen haben“, fordert Petra Merkel. Zur Humanität gehöre auch, dass sie arbeiten dürfen, sich bilden und sich beschäftigen könnten. „Alles andere ist unmenschlich“, so Merkel.
Fakt ist, dass die Nachwuchsprobleme der deutschen Unternehmen wegen des demografischen Wandels in Zukunft noch größer werden. „Als Träger, der auch im Bereich der beruflichen Bildung aktiv ist, sehen wir noch ein großes ungenutztes Potenzial“, stellt Petra Merkel fest. Schließlich gebe es auch schon zahlreiche Programme, die arbeitslosen Jugendlichen aus verschiedenen Ländern der EU einen Umzug nach Deutschland attraktiver machen wollen. Hier könnte man nach Ansicht des IB ansetzen und vor allem jungen Flüchtlingen anbieten, in Deutschland einen beruflichen Neustart zu beginnen. Als Flüchtlinge oder Asylbewerber sind ihnen aber viele Bildungswege versperrt. „Diese Blockaden müssen wir bei den jungen Flüchtlingen aufbrechen“, fordert die IB-Präsidentin. Das oft gebrauchte Argument, dass viele Migranten erst dadurch animiert werden könnten, ihre Heimat zu verlassen, wird nach Ansicht des IB durch die hohe Zahl von Flüchtlingen der jüngsten Vergangenheit, beispielsweise jenen aus Syrien oder eben Nordafrika, entkräftet. Diese Menschen suchen trotz der aktuell noch restriktiven Gesetzgebung eine Lebensperspektive hier in Deutschland. „Wenn Deutschland Flüchtlinge aufnimmt, ist unser Land schon aus humanitären Gründen verpflichtet, ihnen auch eine menschenwürdige Zukunft zu bieten“, findet IB-Präsidentin Merkel.